Viele Eltern sind unsicher, wenn sie ein Instrument für den Musikunterricht ihres Kindes kaufen wollen. Das ist verständlich – die Bandbreite der angebotenen Instrumente hat stark zugenommen.
Früher gab es günstige Instrumente für Einsteiger und teurere Instrumente für die Profis. Heute sind daraus viele verschiedene Kategorien geworden. Zwei davon fallen besonders auf: die Liebhaber-Kategorie mit E-Gitarren für 8.000 € und E-Pianos bis zu 18.000 €. Und die Schrott-Kategorie mit kompletten Schlagzeugen für 200 € oder einem E-Gitarren-Set inkl. Gurt, Kabel, Notenständer, Notenheft, Lehr-CD, Onlinetutorial-Gutschein, Verstärker und Lieferung frei Haus für 99 €.
Viele fragen sich daher: wo ist der Sweetspot? Worauf soll ich eigentlich beim Instrumentenkauf achten?
1. Nachhaltigkeit: wollen wir uns Schrott für 100 € ins Haus holen, der zu 99% auf dem Müll landet? Ein Instrument sollte den Musikschüler in seiner Entwicklung nicht limitieren. Es sollte mit den musikalischen Fähigkeiten des Schülers mithalten können. Es kann später, muss aber nicht ersetzt werden, weil man bereits alles damit machen kann – vom Musikunterricht über den Proberaum bis hin zur Bühne.
2. Ein echtes Instrument: die Kunst, einem Instrument verschiedenste Klänge zu entlocken – scharf, dumpf, grell, weich, leise, laut – kann man nur an einem Instrument erlernen, das diesen Facettenreichtum überhaupt zulässt. Dass der Schüler das Instrument aufgibt, weil es sich nicht gut anfühlt, sollten wir auf jeden Fall ausschließen.
Echte Instrumente schwingen und geben uns damit nicht nur über’s Ohr, sondern auch ganz physisch Rückmeldung darüber, was wir tun und was geschieht. Diese physische Verbindung zwischen uns und dem Instrument spielt eine ganz wichtige Rolle beim Beherrschen des Instruments.
Negativbeispiel: NoName Gitarre um 99 €. Kalt, undynamisch. Es bleibt immer das Gefühl, dass man nicht ausdrücken konnte, was man ausdrücken wollte. Schlechte Wahl! Konsequenz: Schüler hört frustriert mit dem Musikunterricht auf.
Fazit: Wir wollen ein gutes Instrument zu langfristig vernünftigen Konditionen.
Es gibt schon sehr gute, gebrauchte Instrumente für den Musikunterricht.
Man muss also nicht alles neu kaufen. Hier ist eine kleine Instrumentenkaufhilfe:
Klavier: ca. 2.000 – 3.000 € gebraucht, z. B. Yamaha U1. Kein großes Risiko, da man im Falle eines Wiederverkaufs für gute Marken ähnliches Geld zurückbekommt. Außerdem wertet ein Klavier jeden Raum visuell auf!
Digitales Piano: ca. 800-1.500 € neu. Neu, weil die Digitaltechnik große Fortschritte in kleiner Zeit macht und man deshalb bei den neuesten Modellen auch das meiste für sein Geld bekommt. Der Wiederverkauf ist daher etwas verlustreicher, da die meisten Menschen eher zum Neukauf neigen.
Akustikgitarre: bei akustischen Gitarren ist die Streuung groß. Gitarren aus ein- und derselben Serie können sich sehr unterschiedlich anfühlen und anhören. Deshalb ist dieses Instrument das am schwersten zu empfehlende.
Wir gehen mal von einem Budget von 400-800 € aus, neu und gebraucht: eine massive Vollholzdecke sollte es schon sein. Aber hier gilt vor allem: ausprobieren, anfassen, anspielen und am besten mit einem befreundeten Gitarristen zusammen einkaufen, der besser erkennen kann, ob die Gitarre etwas taugt oder nicht.
E-Gitarre: definitiv gebraucht um 300 €, z.B. eine Classic Vibe von Fender/Squier oder eine Mexican Stratocaster oder Telecaster von Fender. Und nicht zu vergessen: die beliebten Modelle der Pacifica-Serie von Yamaha.
Verstärker: definitiv gebraucht 300-600 € und definitiv Vollröhre. Ja, Vollröhre, statt Simulation! Ja, Simulationsverstärker können theoretisch mehr, aber sie klingen auch gerne flach und oft unbrauchbar.
Warum Vollröhre? Der Amp ist Teil des Instruments und trägt dazu bei, wie sich ein Instrument spielen lässt, wie dynamisch es sich verhält und wie es sich anfühlt. Durch ihren puristischen Aufbau sind Röhrenverstärker sehr direkt, durch ihre spezielle Elektronik reagieren sie sehr musikalisch und sind daher für die Entwicklung des eigenen Spielgefühls von entscheidender Bedeutung. Achtung: mehr als 30 Watt braucht kein Mensch! Selbst Röhrenverstärker mit 5 Watt können dafür sorgen, dass der Nachbar nicht mehr selbst klingelt, sondern direkt die Polizei alarmiert.
Schlagzeug: 500-800 € gebraucht. Ein Schlagzeug besteht aus verschiedenen Elementen: die Kessel, die Hardware, die Felle und die Becken. Tipp: erstes Augenmerk auf Kessel und Hardware setzen. Felle und Becken kann man später nach Belieben upgraden.
Ein solides Set sollte zwischen 500 und 800 € gebraucht zu finden sein und ist im Grunde sehr wertstabil. Damit kann man sich im Proberaum und auf der Bühne schon mal sehen lassen: Yamaha Stage Custom, Sonor Teardrop, Sonor Champion (made in Germany), Sonor Force 3000, Pearl mlx Serie etc. >>> mega gutes Holz, z.T. Top of the line ihrer Zeit für’n Appel und’n Ei!
Mikrofon: Zu Beginn, wenn ihr euch ein Mikrofon kaufen wollt, nehmt eins für ca. 75 € gebraucht. Ein Shure SM 58, Shure SM 57 oder irgendein Gesangsmikro in diesem Preissegment von den üblichen, wertstabilen Verdächtigen: Shure, Electro Voice, Audio Technica, Beyerdynamic, Audix, Lewitt.
Auf lange Sicht geht es dann darum, ein Mikrofon zu finden, was gut zu eurer Stimme passt. Jede Stimme ist anders. Jedes Mikrofon ist anders. Probiert so viele Mikrofone wie möglich aus. Im Bereich bis max. 250-300 € solltet ihr auf jeden Fall ein tolles Mikrofon finden!