Ich werde immer wieder gefragt: woran erkennt man eigentlich, ob ein Musiklehrer gut ist oder nicht?! Und ich muss zugeben, dass das eine knifflige Frage ist. Denn ob der Musikunterricht gut funktioniert oder nicht, kann genauso am Lehrer wie auch am Schüler liegen. Oder einfach daran, daß die Chemie zwischen den beiden nicht stimmt. Trotz allem gibt es Kriterien, an denen man sich bei der Wahl des Musiklehrers orientieren kann.
Klar, Youbi und ich bewegen uns schon seit Jahrzehnten in Musikerkreisen und können mittlerweile relativ schnell einordnen, ob ein Musiklehrer gut ist oder nicht. Aber für Eltern, die zum ersten Mal ein Kind zum Musikunterricht anmelden, ist es schwierig. Woher sollen sie wissen, was sie erwartet?
Dazu kommt: für den Markt der Musiklehrer gibt es keine Zugangsbeschränkung. Es darf praktisch jeder Musikunterricht geben. Das bedeutet, dass die höchst ausgebildete, virtuose Instrumentalistin in Konkurrenz zur gelangweilten Hobby-Pianistin steht, die sich schwarz nebenher noch etwas dazu verdient.
Hier sind 5 Fragen, die bei der Wahl des Musiklehrers helfen können:
1. Hat der Musiklehrer einen Berufsabschluss? Ein Diplom? Das würde zeigen, dass dieser Lehrer sich im Laufe seines Lebens schon einmal voll und ganz der Musik verschrieben hat!
2. Ist der Lehrer selbst ein aktiver Musiker? Hat er aktive Berührungspunkte mit dem realen, aktuellen Musikgeschehen außerhalb seines Unterrichtsraumes? Kann er dementsprechend realitätsbezogen unterrichten?
3. Macht mein Kind Fortschritte? Wenn ihr Kind nach 1 Jahr Musikunterricht noch keine Stücke spielen kann, dann ist ein Wechsel zu einem anderen Musiklehrer die beste Wahl.
4. Versteht der Lehrer den Schüler? Versteht er sein spezifisches Problem, erkennt er seine Baustellen und geht er darauf ein? Zeigt er Wege auf, wie diese Probleme gelöst werden können?
5. Interessiert der Lehrer sich wirklich für die musikalische Entwicklung des Schülers oder spult er nur gelangweilt sein Programm ab?
Dazu kommen 3 Punkte, die wichtig für eine langfristige Entscheidung sind:
1. Thema Bezahlung: Instrumental- und Gesangslehrer arbeiten auf selbstständiger Basis. Wenn sie 15,-€ für 45 Minuten Unterricht verlangen, arbeiten sie entweder schwarz, nebenberuflich oder sind so desinteressiert, dass es ihnen nichts ausmacht, 100 Schüler wöchentlich abzufertigen, um davon zu überleben. Auch ein zu geringes Selbstbewusstsein kann zu einem solch kleinen Preis führen. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob dieser Lehrer als Vorbild für ihre Kinder wirklich eine gute Wahl ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand, der sein Leben lang an seinen Fähigkeiten arbeitet, schließlich studiert und einen Abschluss macht, in unzähligen, vielleicht sogar internationalen Musikprojekten mitwirkt, seinen Unterricht für 15,-€ inklusive Krankenversicherung, Rentenvorsorge und Steuern anbietet.
2. Gute Umgangsformen: es besteht ein Unterschied darin, ob eine strenge Lehrerin den Fleiß eines Schülers einfordert, weil sie ihrerseits ja auch Zeit und Mühe in den Schüler investiert, oder ob die Lehrerin ihren Schüler beschimpft und klein macht, wenn er Fehler macht oder nicht kann wie ihm befohlen wurde. Youbi selbst hat über 8 Jahre lang eine strenge Cellolehrerin gehabt. Sie hat es auch mal ausgesprochen, wenn er faul gewesen ist und hat eine gewisse Leistung von ihm gefordert, aber sie war niemals respektlos, im Gegenteil: sie hat ihn immer fair behandelt und ihm wahnsinnig viel beigebracht.
3. Häufig habe ich gehört, dass es für den Anfang ja nicht so wichtig ist, bei wem der Sohn oder die Tochter zum Unterricht gehen – solange es den Spaß an der Musik fördert! Eigentlich würde ich auch gerne zustimmen, ABER wie lange ist „für den Anfang“? Und wer kann beurteilen, ob der Lehrer nicht nach 2 oder 3 Jahren an seine Grenzen gekommen ist und die Entwicklung des Schülers sich eher seitwärts, als vorwärts bewegt? Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ein guter Lehrer weiß um seine Grenzen und entlässt seinen Schüler zu gegebenem Zeitpunkt auch mal in weiterführende Hände, wenn er selbst dem Schüler nichts mehr beibringen kann! Dazu kommt, dass die ersten Jahre sehr wichtige Jahre sind, weil hier das Fundament für die weitere Entwicklung gelegt wird.
Meine Empfehlung: Schauen Sie sich mit wachen Augen genau an, was passiert und begleiten Sie ihr Kind hin und wieder mal auf seiner musikalischen Reise – es muss auch nicht immer nur der Lehrer an allem Schuld sein – und suchen Sie sich, gerade für den Anfang, den besten Musiklehrer, den Sie finden können! Es gibt so viele Gründe, weswegen man mit dem Musikunterricht aufhört, Sie als Eltern und wir als Musikschule sollten deshalb sicher stellen, dass es nicht an der Qualität des Unterrichts liegt!