Der Schlagzeug Traum steht in Weiden!

Wie alles begann …

Meine Leidenschaft für alte Schlagzeuge entstand eigentlich eher durch Zufall. Im Januar 2009 zogen Anna und ich von Hamburg in die Lüneburger Heide und ich war auf der Suche nach einem zweiten Schlagzeug für den Schlagzeugunterricht, den ich in meinem neuen Studio anbieten wollte. Die Zeit drängte, denn schon in der nächsten Woche sollte der Unterricht losgehen. Also rief ich bei einer Anzeige an, die ich in der örtlichen Zeitung fand: Schlagzeug, alt, 50 Euro. 

Ich fuhr hin und nahm es direkt mit. Es war verstaubt und verdreckt, sodass ich das Wochenende dazu nutzte, es komplett auseinander zu nehmen, zu putzen und die Chromteile zu polieren. Es war verrückt, aber das Chrom war wie neu. 

Am Ende stand ein blitzblankes Schlagzeug vor mir, das, wie sich später herausstellte, fast 40 Jahre alt war. Es war von der Marke Sonor. Genau genommen war es ein „Sonor Champion“. „Made in West Germany“ stand auf den kleinen Schildern, die an jeder Trommel angebracht waren. Der Klang war ganz anders, als der meines damaligen Schlagzeugs: rund, warm und etwas leiser, als ich es erwartet hatte. 

Ich war vom ersten Ton an von dem Sound fasziniert, den man aus diesen alten Trommeln heraus holen konnte!

Heute weiß ich, was diese alten Schlagzeuge von den heutigen Sets unterscheidet:

Zum Beispiel das Buchenholz, aus dem mein „Sonor Champion“ gefertigt wurde, findet man heute in dieser Qualität nur noch in den hochwertigen Drumsets von Sonor. Da zahlt man allein für einen Satz Trommelkessel mehrere tausend Euro. 

Die Kesselmaße waren damals flacher. Wenn man sich heutige Bassdrums anschaut, sind sie zum Teil genauso tief, wie ihr Durchmesser groß ist! Ich habe erst kürzlich eine 22×22 Zoll Bassdrum gespielt. Das ist einfach nichts für mich! Das Schlagfell und das Resonanzfell sind so weit voneinander entfernt, dass die Luft, die in der Trommel hin und her schwappt, viel zu lange braucht. Dadurch entsteht ein sehr träges Spielgefühl. Auch Toms müssen für mich eher flach sein. 12×8 Zoll sind zum Beispiel toll! 12×10 Zoll hingegen sind mir schnell zu wuchtig im Klang. In den 80ern gab es eine Phase, in der sogar Toms in den sogenannten „Powergrößen“ hip waren: 10″x10″ oder 12″x12″ gehörten da zum „guten Ton“! 

Es ist alles Geschmackssache und sicherlich durch die Stilrichtung vorgegeben, welches Instrument passt

Dennoch habe ich ein Herz für diese alten, liebevoll gebauten Drums und ich habe bisher immer die passende Stimmung für den jeweiligen Song gefunden.

Wir sind mittlerweile seit zwei Jahren hier in Weiden. Unsere Musikschule nimmt an Fahrt auf. Es ist erneut Zeit für mich, ein zweites Schlagzeug für den Unterricht zu suchen, weil wir viel Equipment im Norden zurück gelassen haben.

Am 29. April 2020 las ich eine Kleinanzeige: Schlagzeug mit Becken. 125,- Euro. Allein eines der Becken war ein Profiinstrument und etwa 100,- Euro wert, weshalb ich kurz entschlossen Richtung Vilseck fuhr. Vor Ort stand ich wieder vor einem total verdreckten und eingestaubten Häuflein Elend. Da waren Felle mit Paketklebeband an die Trommeln geklebt und alle Teile lagen wild durcheinander geworfen unter dem Gebälk des Dachbodens.

Ein Blick in das Innere der Bassdrum verriet mir sofort: kein Pressholz, nein, saubere Arbeit mit gutem Holz!

Ich hatte so ein Schlagzeug noch nie vorher gesehen und auch die Marke war mir völlig unbekannt. Aber ich hatte diese schöne Holzmaserung unter all dem Dreck entdeckt und das Becken, auf das ich sowieso schon ein Auge geworfen hatte, war auch in gutem Zustand. Ich nahm es also mit. 

Der Motor heulte auf, als ich beherzt auf das Gaspedal meines 98er Nissan Micra trat. 😉 

Bis unter das Dach bepackt flogen wir mit dem Schlagzeug zurück gen Weiden. An diesem Abend recherchierte ich bis tief in die Nacht. Was könnte das wohl für ein Schlagzeug sein, welches ich mir da gegönnt hatte? Und siehe da: es war ein Schlagzeug der Marke „Star“. Diese Firma wurde 1974 zur heute weltbekannten Schlagzeugmarke „TAMA“. Und mein neues Schlagzeug war ein „1973er RoyalStar“. Die letzte und edelste Serie, die Star je gebaut hatte!

Keine Frage: noch in derselben Nacht begann ich, die Bassdrum auseinander zu nehmen, zu reinigen und die Chromteile zu polieren. Es vergingen 2 Wochen, bis ich das ganze Set geputzt, poliert und einige Kleinigkeiten ergänzt hatte, die in den vergangenen 47 (!) Jahren abhanden gekommen waren: ein paar Schräubchen hier, eine Hutmutter da und fertig! 

Ich habe dieses Schlagzeug heute zum ersten Mal mit neuen Fellen bestückt und es durchgestimmt. Der Sound haut mich um. Fett, warm, weich, knackig und supercool. 

Ja, ich habe mein Traumset gefunden!

Alle Kesselmaße stimmen perfekt und in den Kesseln sind Verstärkungsringe (Rerings) verbaut. Die Gratungen sind rund und wirken fast weich, die Farbe – mattschwarz – ist der seidenmatte Oberhammer! Das Becken ist ein „Black Label Paiste 2002“. 

So habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: mit etwas Zeiteinsatz und viel Liebe habe ich nun ein Traumset für mich und meine Aufnahmen und gleichzeitig ein zweites Set für den Schlagzeugunterricht. Passt! 

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