Es ist kein Wunder, dass man vor der Probestunde im Gesangsunterricht nervös ist
Ja, alle sind es, ohne Ausnahme. Das ist völlig normal. Und eines ist sicher: Gesangsschüler sind die mutigsten Musikschüler überhaupt.
Wer sonst geht allein zu einer Gesangslehrerin – einem Menschen, den er zuvor noch nie getroffen hat – und singt ihr etwas vor? Und das ganz ohne Instrument als Schutzschild, an dem er sich festhalten kann?
Deshalb gehe ich die Probestunde ganz easy an. Ich bitte den/die Schüler/in, sich zu setzen und stelle erst einmal ein paar Fragen zur persönlichen Gesangserfahrung, wie zum Beispiel: hat der Schüler schon in einem Chor gesungen? Hat er Erfahrung als Sänger einer Band gemacht? Welche Sänger/innen sind seine Vorbilder?
Danach machen wir uns warm. Dazu gehören ein paar leichte körperliche Übungen und einfache Gesangsübungen. Hier teste ich das Gehör, sehe mir die Atmung an, beobachte die Stützarbeit und gebe schon erste Tipps.
Nach den Übungen bitte ich den Schüler, mir ein Lied vorzusingen, das wir vor der Probestunde besprochen hatten. Der Schüler singt entweder zum Original oder zur Karaokeversion. Beim Vorsingen kann ich dann besser hören und erkennen, wo die stimmlichen Stärken und Schwächen liegen. Gemeinsam probieren wir danach bestimmte Singübungen aus, die bei der Lösung eines Gesangsproblems helfen oder die Stärke weiter ausbauen.
Viele haben Angst davor, dass der Gesangslehrer sie beim Vorsingen auslacht oder kritisiert, ihnen vielleicht sogar sagt, dass sie nicht singen können.
Meine Meinung dazu: jeder Lehrer, der auf destruktive Kritik zurückgreift und den Schüler damit klein macht, sollte aufhören zu unterrichten. Destruktive Kritik ist völlig respektlos und hat schon viele junge Talente im Keim erstickt.
Die Aufgabe eines jeden Musiklehrers ist es, das Talent des Schülers zu fördern und nicht, es zunichte zu machen
Ich setze daher auf konstruktive Kritik. Sie bietet den Platz für das Verstehen des Kernproblems und auch die Lösung dazu. Und jemanden auslachen – das tue ich bestimmt nicht! Jemanden auszulachen, der sich traut, etwas alleine vorzusingen – was sehr viel Mut erfordert und echt stark ist! – ich glaube, das gehört zu den schlimmsten Dingen, die man jemandem antun kann.
Nach über 15 Jahren Erfahrung als Gesangslehrerin kann ich ganz klar sagen: jeder, der sprechen kann, kann auch singen. Natürlich gibt es Schwächen wie Intonation, Rhythmus oder Verkrampfungen im Kiefer – doch das kann man alles im Gesangsunterricht lernen und lösen.
Ich hoffe, dass ich durch diesen Blog, die Angst vor dem Gesangsunterricht nehmen kann und dass sich mehr Sänger/innen trauen, wenn sie wissen, was in der Probestunde auf sie zukommt. Denn die Probestunde ist nur der Anfang. Wenn man die richtige Gesangstechnik lernt, kann man endlich die Stücke singen, die man schon immer singen wollte, und je besser man wird, desto mehr Spaß macht das Singen!
Ist doch schade, wenn man sich nicht traut, obwohl man große Lust darauf hat, seine Singstimme auszuprobieren und auszubilden, oder? 😉
Liebe Pop Rock Schule
ein toller Beitrag für jede kleine Sängerin und jeden grossen Sänger! Ein bisschen Mut gehört immer dazu – schön zu sehen, wie ihr potenzielle Sängerinnen und Sänger entsprechend ermutigt! 🙂 Gerne mehr solcher Posts!
Beste Grüsse
Huch! Habe Deinen schönen Kommentar jetzt erst entdeckt… !
Danke Dir für das Feedback. 🙂
Liebe Grüße!
Anna